Hildegard-Medizin

 

 

Hildegard von Bingen lebte von 1098 bis 1179. Sie wurde als letztes von zehn Kindern einer adligen Familie im Raum Alzey geboren und mit acht Jahren in eine klösterliche Klause auf dem Disibodenberg eingewiesen. Daraus entwickelte sich später das Benediktinerinnen-kloster, dem sie ab 1136 als Äbtissin vorstand.

 

Von Kindheit an besaß sie die Sehergabe, sie erhielt göttliche Visionen, doch erst mit 42 Jahren folgte sie der inneren Stimme und schrieb ihre Visionen auf.           Ihr Ansehen und Einfluß waren so groß, dass Kaiser und Päpste bei ihr Rat und Hilfe suchten.

 Hildegard lebte in einer schwierigen politischen, kirchlichen, gesellschaft-lichen und geistigen Umbruchzeit. Das Konzil von Clermont verbot im Jahre 1130 allen Ordensgeistlichen, in der Heilkunde tätig zu sein, mit der Begründung, eine solche Betätigung widerspreche dem Sinn des weltabgewandten mönchischen Lebens.  So vollzog sich im 12. Jahrhundert der Wandel von der Klosterbildung zur Universitätsbildung, von der Mönchs- medizin zur „Schulmedizin“. 

Zwischen 1150 und 1160 verfasste sie neben zahlreichen theologischen Schriften ihre medizinischen Werke:

 

Physica“  – Naturkunde, Heilmittellehre, Beschreibung und Anwendung                   der Heilkräfte  der einzelnen Pflanzen, Tiere, Mineralien und Elemente

 

Causae et Curae“  – Heilkunde, Natur- und Menschenkunde, fest eingebettet         in christliche Schöpfungsvorstellungen, Vorstellungen vom Gesundsein und        Krankwerden

 

Nach Auffassung der Heiligen Hildegard sei Gesundheit das gelungene Zusammenspiel vieler voneinander abhängiger Kräfte.

Krankheit wäre das gestörte Gleichgewicht der Einheit von Körper und Seele,   aber auch immer die Folge sündhaften Lebens. Dementsprechend gab es für sie nur ein Heilmittel, den Glauben. Ohne ihn bliebe jede Heilkunst erfolglos. Hildegard von Bingen sah Krankheit und vor allem ihre eigenen Gebrechen als Prüfung Gottes, nicht als Sündenstrafe an. Während ihres ganzen Lebens trug sie selbst das Kreuz der Krankheit. Ihr Vorbild war Christus als Arzt („medicus“) und Heiland der Welt („salvator mundi“), also in seiner medizinischen und priesterlichen Doppelfunktion als Arzt an Leib und Seele.

Das „Heilwissen“ als Krankheits- und Gesundheitslehre der heiligen Hildegard von Bingen steht in der Tradition der mittelalterlichen Kloster- und Volksmedizin auf der Basis antiken medizinischen Wissens.

Hinzu kommen mündliche Überlieferungen und ihre eigenen Erfahrungen in der Heilkunde und Krankenpflege.

Die zahlreichen Kriege und Seuchen im Mittelalter hatten dazu beigetragen, dass  die Klöster zu Zentren der Heilkunde wurden.  Wie das mittelalterliche Denken das Gute und das Böse, Gott und Mensch,  Engel und Teufel, Gesunde und Kranke, Leben und Tod vereinigt, so hatte auch Hildegard die Vision  einer einheitlichen Schöpfung, einer kosmischen Ordnung, in deren Mittelpunkt der Mensch stand.  Als das Geschöpf und das Werk Gottes („opus dei“) sei er aufgerufen, die Schöpfung Gottes fortzuführen. Das „Heilwissen“ behandelt die Schöpfung der Welt, den Bau des Kosmos, den gesunden und kranken Körper  des Menschen sowie seine Entstehung, sein Geschlechtsleben, die wichtigsten Krankheiten von Kopf bis Fuß,  Ernährung, Verdauung und Stoffwechsel-störungen, die Gemütsbewegungen, Heilmittel und ihre Anwendung, Ratschläge für eine gesunde Lebensweise.

Hildegard von Bingen mahnt immer wieder zur „discretio“,                                         einer Lebenshaltung des Maßhaltens, der Ausgeglichenheit und Achtsamkeit. Ein weiterer Schlüsselbegriff ist die lebensbestimmende Kraft, die alles grünen und wachsen lässt, die „viriditas“ als Symbolfarbe des Lebens, des Guten, des Heils und des Gesunden.

 

 


 

Die Hildegard-Heilkunde basiert auf vier Säulen:

 

1.Diät:
 Dinkel-Küche

 

2.Ausleitungsverfahren:

 Blutentgiftung, Schröpfen, Aderlaß, Moxen, Blutegel

 

3.Heilkräutertherapie:

 Rezepturen aus der Apotheke Gottes, Heilpflanzen, Bäume

 

4.Fasten:

 Energiequelle für Leib und Seele